Wohnhäuser Hopfenstraße 15 bis 21
Bauherr
Baugenossenschaft Bergedorf-Bille
Architekt
pfp Prof. Jörg Friedrich+Partner
Tragwerksplanung
Dröge, Baade, Nagaraj Planungsgruppe, Salzgitter
Architekturfotografie
Ralf Buscher
Laudatio
Ein U-Boot mit drei Türmen ist von der Fahrrinne der Elbe abgekommen, hat sich am Nordufer in den Geesthang gebohrt und ist im südlichen St.Pauli aufgetaucht: Das Bavaria Quartier.
Da liegt es nun, mitten im Red-Light-District zwischen Herbertstraße, Kiez und Bernhard-Nocht-Institut, wird bestaunt, teilweise zweifelnd betrachtet, von den ersten Mutigen auch schon erkundet.
Die Mannschaft ist auch schon an Bord – einige davon haben das Glück ihre Koje in den von Professor Friedrich und Partner entworfenen Wohnungen der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille gefunden zu haben.
VergrößernHier finden sie das, wonach sie suchten als sie sich entschieden nach St.Pauli zu ziehen: Hochverdichtetes innerstädtisches Wohnen für zeitgemäße Ansprüche in einer konzeptionell von der üblichen Blockrandbebauung abweichenden, dem städtebaulichen Maßstab von St.Pauli jedoch durchaus entsprechenden Häusergruppe. Man ist neu aber man fremdelt nicht.
Vier plastisch stark gegliederte Baukörper stehen eng nebeneinander. Alle vier haben gemeinsame äußeren Merkmale: Sie sind auf gleichen Grundflächen errichtet, erreichen gleiche Höhen, sind mit einheitlichem Fassadenmaterial und sich in wechselnder Anordnung wiederholenden Fassadendetails ausgestattet. Trotzdem ist jedes Mitglied des Quartetts unterschiedlich modelliert. Wie mit dem Messer in Plastillin geschnitten wirken die scharfen Kanten der Höhenstaffelungen, Auskragungen und Rücksprünge. Spannungsvoll versetzte Fenstereinschnitte, Loggien, Balkone und Dachterrassen spiegeln trotz einheitlicher Gesamtwirkung des Ensembles die Individualität der einzelnen Wohnungstypologien.Vergrößern
Auch die Zwischenräume sind Teil des Quartiers im Quartier. Sie halten die Nord-Süd Richtung konsequent offen, stellen dadurch Blickbeziehungen zwischen den neuen Straßenräumen und der Hopfenstraße her und leisten so einen Beitrag zur städtebaulichen Integration des Bavaria-Quartiers. Zwar sind sie frei zugänglich, bewahren jedoch durch einen leichten Höhenversatz zu den umgebenden Straßenräumen einen halböffentlichen bis privaten Charakter der naturgemäß minimierten wohnungsbezogenen Freiflächen.
Trotz, oder gerade wegen ihrer Modernität und Individualität: Diese Häuser gehören auf Anhieb zu St.Pauli. Ob man das vom übrigen Bavaria Quartier einmal sagen kann, bleibt abzuwarten.
Mathias Hein