Gemeindezentrum Oster-Kirchengemeinde
Bauherr
Ev.-Luth. Oster-Kirchengemeinde Bramfeld
Architekt
Mathias Hein Architekten, Hamburg
Tragwerksplanung
Gladigau und Schmahlfeldt, Bad Oldesloe
Landschaftsarchitekten
Architekturfotografie
Laudatio
Die Aufgabe, das im Laufe der Zeit inhomogen, unübersichtlich und stark sanierungsbedürftig gewordene Gebäudekonglomerat um die Bramfelder Osterkirche herum baulich wieder zu einem wirklichen Gemeindezentrum zu formen, war sehr anspruchsvoll und typisch für unsere Zeit. Neue Anforderungen an die Gebäude und geänderte Strukturen in der Gemeindearbeit erforderten den Neubau eines Kindergartens und eines Gemeindehauses, - mit eben der Besonderheit, dass einer der Altbauten eine Kirche in Form eines Zentralbaus ist.
Architektur ist die Kunst der Proportion. Dieses grundsätzliche Wort von Bruno Taut ist hier vom Architekten Mathias Hein in enger Zusammenarbeit mit der Bauherrin, der evangelisch-lutherischen Oster-Kirchengemeinde Bramfeld, dem Garten- und Landschaftsarchitekten Thomas Tradowsky und den Tragwerksplanern Gladigau & Schmahlfeldt in vorbildlicher Weise umgesetzt worden.
Proportion bedeutet hier Zusammenklang von Flächen, Linien, Bauteilen, Materialien und Farben, Außen und Innen, die Beziehung der Gebäude zueinander. Die sehr unterschiedlichen Bauweisen im Fortschritt des letzten Jahrhunderts wurden hier auf harmonische und auch spannende Weise zusammengefügt und von Neubauten, die deutlich im 21. Jahrhundert konzipiert und gebaut wurden, gekrönt.
Beim Entwerfen wurde akribisch abgewogen und detailliert. Die durch große Glasfassaden lichtdurchfluteten Gruppenräume des Kindergartens öffnen sich zum vorgelagerten Spielplatz nach Nord-Osten. Das Gebäude selbst bildet gleichzeitig die Abgrenzung des Kirchplatzes und die Überleitung in die anschließende Parklandschaft. Klassische Materialien wurden in neuen Formen modern verarbeitet, stets im Einklang mit ihrem Zweck und nie ohne den Blick auf das gesamte Umfeld.
Durch die von ansteigenden Pultdächern geprägte Dachlandschaft und die einheitlichen Fassadenmaterialien der Neubauten im Wechsel zwischen hellem Putz und natürlich belassenen Holzschindeln sind Baukörper entstanden, die in ihrer Größe und Gestalt der städtebaulichen Umgebung entsprechen und gleichzeitig architektonische Akzente mit eigenem Ausdruck setzen.
Mit der ebenso sensiblen Freiraumgestaltung werden die alten Bäume, die moderne Garten- und Wegegestaltung, die alten und neuen Bauwerke auf wunderbare Weise miteinander verwoben. Alles fügt sich organisch in die städtische Umgebung ein.
Es ist so, dass hier Proportion noch weiter gedacht wurde. Gemeindehaus, neues Pastorat und Kindergarten bilden einen Rahmen, eine Bühne, für den historischen Sakralbau als Mittelpunkt des Ensembles. Die Neubauten wirken modern, feingliedrig und differenziert. Die Kirche steht wieder im Dorf.
Die alte Pastoratsvilla erhält ihre Würde zurück.
So ist ein besonderer Raum, ein Ort von hohem ästhetischen Wert, den man sehr gern betritt, an dem Menschen zusammenkommen und sich wohlfühlen, entstanden.
Ein vorbildliches Bauwerk des Jahres 2013.
Nils Roderjan und Marion Neumann
Im Oktober 2014