Eingangsbereich des Altonaer Museums

Bauherr
STIFTUNG HISTORISCHE MUSEEN HAMBURG
ALTONAER MUSEUM FÜR KUNST UND KULTURGESCHICHTE
Architekt
STÖRMER MURPHY AND PARTNERS, Hamburg
Tragwerksplanung
HELMUT WIEMER Ing.-Gesellschaft für Bauwesen, Hamburg
Architekturfotografie
Laudatio
An dem Tag meiner Besichtigung im Altonaer Museum mit der Absicht, den Umbau erneut wahrzunehmen und die Meinung aus Sicht der Bauherrn zu erfahren, hat die Stadtregierung verkündet: Das über 100 Jahre alte Haus soll geschlossen werden! Es wurde außerdem als Beruhigung den Journalisten erklärt, dass die Exponate nicht weggeworfen werden, sondern sie kämen in andere Museen.
Die Entscheidung, ein einzelnes Museum zu schließen, für die Einsparung etwa der gleichen Geldsumme, die vor einem Jahr für die erste Modernisierungsstufe des Hauses ausgegeben wurde, ist deprimierend.
Altona, ein großer Bezirk und ehemals eine eigene Stadt, verliert somit eine bedeutende kulturgeschichtliche Institution. Wo soll später die Suche nach einer eigenen Standortidentität stattfinden? Gleichzeitig ist die Gefahr einer Belegung des Hauses mit einer gewerblichen Nutzung – wie oft geschehen – außerordentlich hoch. Gibt es real keine alternativen Sparpotenziale? Kann man noch hoffen, angesichts der Widerstände, die sich aufbauen?
Umso deutlicher möchte der AIV heute ein großes Lob, anstatt eines Abgesangs, an die Architekten und an die Museumsdirektion in der Rolle des Bauherren richten.
Unsere Jury hat die ausgewogenen und subtilen Planungsgedanken der Autoren dieser strukturellen und gestalterischen Veränderung, die dem Objekt einen neuen Ausdruck, eine bisher fehlende Außenwirkung verliehen haben, besonders anerkannt.
Frei von falschem Pathos und krampfhaftem Kreativwollen hat man eine integrative Lösung gefunden, um die durch Kriegszerstörung und Wiederaufbau, später nach dem Brand 1980 in Schnellreparatur entstandenen Gebäudeflügel und Gebäudeteile in Einklang zu bringen.
Die neu gewonnene „alte Symmetrie“, die Ausrichtung zu Park und Straßenachsen, die Offenheit der Eingangshalle zum Außenbereich und nach innen in Richtung der Ausstellungsräume sind Merkmale einer wieder hergestellten Bedeutung des Museums im Stadtraum.
Die Architekten haben innen ausgeräumt, die Ebenen begradigt, die Eingangshalle und gleichzeitig das Eingansportal um eine neue Achse erweitert, zugehörige, jedoch bisher fehlende Museumskomponenten wie Shop und Garderoben angeschlossen. Zugewinn ist auch das Tageslicht, das im Eingangsbereich besonders stimmungsvoll die Raumfolge in der Tiefe beleuchtet.
Die Ausdrucksmittel dieser Architektur sind bewusst zurückhaltend und selektiv, die Wirkung erzeugt eine wohltuende Gelassenheit. Etwas länger betrachtet entsteht jedoch der gleichzeitige Eindruck von Modernität und Zeitlosigkeit.
Neben der Stärke des Umbaukonzeptes hat diese passende und zeitlose Ästhetik die AIV-Jury am meisten beeindruckt.
Ich bedanke mich!!
Aleksandar Ronai
Oktober 2010

