Berufliche Schule Anckelmannstraße

Berufliche Schule Anckelmannstraße -

Bauherr

HEOS Berufsschulen Hamburg GmbH & Co. KG, Hamburg

Architekten Wettbewerb

Prof. Carsten Lorenzen, Kopenhagen/Berlin

Architekten LP 2-5

APB. ARCHITEKTEN BDA, Hamburg

Tragwerksplanung

WETZEL & von SEHT, Hamburg

Architekturfotografie

ANKE MUELLERKLEIN

Laudatio

Aufgrund der schlechten Haushaltslagen wurde der Schulbau in Hamburg über Jahrzehnte vernachlässigt und ein gigantischer Reparatur- und Instandsetzungsstau aufgebaut. Mit dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler bei den internationalen Vergleichen der PISA-Studien kam das böse Erwachen und Hamburg hat wie alle anderen öffentlichen Schulträger einen Schulentwicklungsplan aufgelegt, um der Herausforderung planvoll begegnen zu können. Im Jahr 2010 wurde der Landesbetrieb Schulbau Hamburg gegründet, der für ca. 400 allgemeinbildende Schulen als Gebäudeeigentümer und Manager fungiert. Zusätzlich hat der Senat einen anderen und immer wieder sehr umstrittenen Weg in die Öffentliche Private Partnerschaft – ÖPP für 13 Berufsbildende Schulen, die auf 8 Standorte konzentriert werden sollen, eingeschlagen. „Aus 4 mach 2": aus 4 Berufsbildenden Schulen für Handel und Verwaltung soll ein Berufs- und Fortbildungszentrum für 4.000 Schüler mit 2 unabhängigen Schulen entstehen. Auf der Grundlage der Ergebnisse eines internationalen Architektenwettbewerbes, in dem Prof. Carsten Lorenzen den 1. Preis erringen konnte, wurde im Rahmen eines europaweiten ÖPP- Verfahrens nach mehrjährigen Verhandlungen die HEOS Berufsschulen Hamburg GmbH & Co.KG mit der Realisierung beauftragt. Im Dreieck der Eiffestraße, dem Ausschläger Weg und der Anckelmannstraße auf einem Grundstück mit ca. 19.000 m2 Grundfläche ordnen die Architekten 3 Gebäude so geschickt in dem Baublock an, dass eine nahezu geschlossene Bebauung entsteht, die mittige Freifläche,
eine Piazza mit Durchblicken und Zugängen von den 3 Straßenzügen umrahmt.
Die Piazza rahmende Baukörperkonfiguration hat bewusst eine einheitliche, aber lebendige, auf die inneren Funktionen hin abgestimmte Verblendfassade erhalten. Die schuppenförmige Ausbildung bestimmter Fassadenteile und die schräg nach innen laufenden Laibungen haben einen hohen Wiedererkennungswert und stärken identifikationsstiftend den neuen Schulstandort. Die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen wie Unterrichtsraum, Verwaltungsbüro oder Sporthalle prägen die Gliederungen der Fassaden. Mit Rücksprüngen der Baukörper, offenen Arkaden und differenzierten Fensterformaten werden die Straßenfronten gestaltet. Öffnungslose Großwände werden geschickt gebrochen und mit Verblendstrukturen gegliedert. Die Gebäude werden von der zentralen Piazza aus über mehrgeschossige Eingangshallen mit großzügigen Freitreppen und raumhohen Fassaden erschlossen. Die Fassaden sind vertikal gefaltet und erzeugen damit eine differenzierte Reflexionen des Lichtes auf die Piazza, die wie ein Spiegelkabinett anmutet. Durch die einheitliche Verblendsteinoberfläche und die gleichmäßigen Fensterbänder werden die Fassaden wieder eingefangen und strahlen die nötige Ruhe aus. Die Piazza kommt mit einer homogenen Grundstruktur aus grauen Betonsteinen den Anforderungen der modernen Schulnutzung sehr entgegen. Es wurden kaum Hindernisse und Stolpersteine für die unfallfreie Smartphone-Nutzung angeordnet. Deutlich verspielter kommen die kleinen begehbaren Innenhöfe daher. Jeder mit unterschiedlichen Grundformen gestaltet. Dieser Schulbau besticht durch den sicheren Umgang der Architekten mit den Formen und Proportionen. Die Einbindung in eine, von Gewerbe geprägte Umgebung ist gelungen, die Baukörper wirken unaufgeregt und stimmig, sie vermitteln den Eindruck ihrer Aufgabe in der Ausbildung junger Erwachsener gerecht zu werden. Architektur ist im weitesten Sinne die handwerkliche Beschäftigung und ästhetische Auseinandersetzung des Menschen mit dem gebauten Raum. Baukultur beschreibt die Summe menschlicher Leistungen natürliche oder gebaute Umwelt zu verändern. Hier ist es gelungen durch handwerkliche und ästhetische Arbeit ein Stück Baukultur zu erringen.
Wir beglückwünschen die Planer für diese hervorragende Arbeit und wir beglückwünschen die Bauherren für ihren Mut, ein Schulgebäude zu bauen, das mit seiner hochwertigen Architektur und den gewählten Materialien als Beispiel für Bildungsbauten gelobt werden kann. Das Berufsschulzentrum für Handel und Verwaltung ist ein überzeugendes „Bauwerk des Jahres 2017" in Hamburg.

Olaf Bielenberg
Hamburg, 18.10.2018

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